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Vertiefungen

Flughäfen, Einkaufszentren, Museen: „grüne“ Locations mit Überraschungsfaktor

Flughäfen, Einkaufszentren, Museen: „grüne“ Locations mit Überraschungsfaktor

Grüne Dschungel auf Flughäfen und Bahnhöfen, Gärten in Einkaufszentren, urbane Beete in den Wartehallen von Terminals: Wenn Architektur auf das „green design“ trifft, ist der Überraschungsfaktor garantiert. Doch das Ziel ist in diesem Fall noch größer gesteckt und ehrenwerter: Hier möchte man nicht nur das Publikum in Erstaunen versetzen oder eine neue Architektur für öffentliche Räume anbieten, sondern vielmehr Menschen eine ganz neue Art der Erfahrung bieten. Zu diesem Zweck entstehen „Misch-Kulissen“, in denen das Outdoor die Indoor-Welt erobert, kontaminiert und aufwertet. Heute werden wir uns eine Reihe an weltweit verteilten „grünen“ Locations mit Überraschungsfaktor ansehen, die Tag für Tag Tausende von Besuchern bezaubern.

Der „Magic Garden“ im Flughafen Singapur

Changi Airport ist der weltweit siebtgrößte internationale Flughafen, doch seit der Hub in Singapur in einen „Magic Garden“ verwandelt wurde, ist diese Zahl nur noch von zweitrangiger Bedeutung. Die Blicke richten sich nicht länger auf die Displays mit den Abflugzeiten, sondern suchen den Wasserstrudel, der mit seinen 40 m der höchste Indoor-Wasserfall der Welt ist, oder aber den Weg in das Dschungeltal, einen sich über fünf Etagen erstreckenden, überdachten Dschungel von dem aus man schließlich den Canopy-Park erreicht. In der obersten Etage befindet sich außerdem eine Spielfläche für Groß und Klein, die mit einem Heckenlabyrinth, Hängebrücken und blühende Gärten sowie weitere in das „Grün“ eingebettete Attraktionen aufwartet. Der im Frühjahr 2019 eingeweihte Jewel Changi Airport ist ein architektonischer Komplex, der basierend auf der Anwendung eines neuen Design-Konzepts den traditionellen Flughafen einfasst und charakterisiert, erklärte dessen Gestalter, der weltweit bekannte Architekt Moshe Safdie gegenüber der CNN: „Ich wollte eine neue Art des urbanen Raums finden, einen Raum, den man ganz natürlich und ungezwungen betritt, weil man etwas einkaufen oder irgendwohin fliegen muss, der aber eigentlich ein Garten ist. Ich glaube, einer der Gründe für den Zuschlag an uns ist, dass die anderen Präsentationen wie Einkaufszentren wirkten und auch als solche wahrgenommen wurden. Unser Projekt wird dagegen nicht als Einkaufszentrum, sondern vielmehr als neue Art der Erfahrung empfunden. Und das lässt uns darüber nachdenken, wie Innenstädte aussehen könnten, wenn wir diesen Gedankenfaden weiterspinnen."

Das urbane Beet im Flughafen in Chicago (USA)

Die Verbindung von Natur und Flughafen wird im Hub in Chicago durch die Vereinigung von Design mit ökologischer Nachhaltigkeit vollkommen neu interpretiert. Möglich war dies dank eines urbanen Indoor-Beets mit Luftbewurzelung (diese erfordert keinen Nährboden im Wurzelbereich. Stattdessen werden die Wurzeln durch einen nährstoffhaltigen „Nebel“ versorgt), das die vier Restaurants der Einrichtung mit Slow-Food-Biogemüse versorgt. Auf diese Weise isst der Reisende nicht nur frische Produkte, sondern kann sich auch während der Wartezeit in einer grünen Oase entspannen, in der grüne Bohnen, Paprika, Basilikum, Schnittlauch und Blumen wachsen.

Ein Park im Wartebereich

Der Schiphol Airport in Amsterdam (Holland) hat sich vorgenommen, die Wartezeit der Reisenden auf den Flieger auf eine harte Probe zu stellen. Hier wurde eine Parkanlage in den Wartebereich integriert. Geplant wurde dieser von Maurice Mentjens. Die Einrichtung basiert auf rustikalen Möbeln und echten Pflanzen sowie Spiegelwänden, die die weltweit bekanntesten Wälder widerspiegeln, und Bänke in Baumstammform. Ein „green“ Bereich, der auf den Outdoor-Garten blickt – ein wunderschöner en plein air Bereich mit Bar, an der selbstverständlich Bio-Speisen serviert werden.

Der Tropengarten des Bahnhofs Atocha in Madrid

Einer der schönsten Tropengärten der Welt befindet sich in Spanien, am Bahnhof Atocha in Madrid. Die 4000 m² große bepflanzte Fläche vereinnahmt heute den Bereich der in den 80er Jahren ausrangierten alten Züge und ist das Herzstück der unter der Leitung des Architekten Moneo erfolgten Renovierung. Hierbei handelt es sich um eine der ersten „green“ Neugestaltungen auf dem alten Kontinent – eine wunderschöne und unerwartete Oase, bewohnt von tropischen Tierarten.

Das größte Einkaufszentrum der Welt hat einen Garten

Wie könnte es anders sein – es liegt in China. Der mit dem New Century Global Center von Chengdu einhergehende Überraschungsfaktor basiert jedoch nicht auf seiner unfassbaren Größe von mehr als 1 Million 700.000 m², sondern vielmehr auf der Präsenz eines 400.000 m² großen Gartens, der somit zehnmal größer als der Park der Reggia in Caserta ist - nur um die Größenverhältnisse zu veranschaulichen. Da mutet es schon fast befremdlich an, diese so enorm große Grünfläche „Garten“ zu nennen. Zumal seine üppige Vegetation in einen ... Strand (!) mündet, der wiederum auf einen kleinen Ort im Mittelmeerstil blickt.  

Und in Italien?

Um hier eine ähnlich grandiose, faszinierende Einrichtung zu finden, müssen wir an die EXPO Mailand zurückdenken, die Weltausstellung, die 2015 das „Belpaese“ für sechs Monate in den Mittelpunkt der Welt gerückt hat. Viele Architekten interpretierten das Thema dieser Ausgabe – „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ – mit ausgesprochen „grünen“ Ausstattungen und Hallen mit Alpenwäldern, Regenwäldern, botanischen Gärten, Wegen, Weiden, Labyrinthen, Wasserfällen und Wassergärten. Eine Suggestion, welche die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der mehr als 22 Millionen Besucher wie nie zuvor auf das Garden Design gelenkt hat. Heute wurde diese Message der EXPO allem voran im Fuorisalone in Mailand erneut aufgegriffen, in dessen Rahmen die Straßen erblühten und in den Hinterhöfen der Stadt immer mehr Installationen im Green-Format zu finden waren. Aber auch von verschiedenen Architekten, die die auf der EXPO bewunderten internationalen Stilvorgaben als Anregung zur Planung nachhaltiger Großstadtoasen und zur Verschönerung einiger „nicht gerade typischer“ Orte unser Gesellschaft genommen haben: die Einkaufszentren und Outlets. Auf diese Weise entstanden Blumenbeete und Brunnen, Hecken und blühende Gärten, Bordüren und Gemüsebeete in allen Größenordnungen, im Leo-Design, aber stets mit einem gemeinsamen Leitfaden: alle Maßnahmen folgen dem „grünen“ Gedankenfaden und verfolgen das Ziel, graue und häufig anonyme Umgebungen in angenehme, unerwartete „grüne“ Locations zu verwandeln, die im Einklang mit dem Menschen stehen. 

Man muss nicht unbedingt bis nach Singapur fliegen oder die spektakuläre Einzigartigkeit der EXPO nachgestalten. Aber warum sollte man nicht versuchen, eine Ecke seines eigenen Wohnraums mit grünen, kreativen Details neu zu gestalten? Eine perfekte Kontamination von Out- und Indoor, die Ihre Gäste in Erstaunen versetzen wird. 

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